Was ist das Toilettenverweigerungssyndrom?
Hast du das Gefühl, dass dein Kind schon längst „trocken“ sein könnte, aber die Toilette hartnäckig meidet? Vielleicht weigert es sich konsequent, das „grosse Geschäft“ woanders als in der Windel zu erledigen oder hält sogar Urin und Stuhl zurück. Dann kann es sein, dass ein sogenanntes Toilettenverweigerungssyndrom (TVS) vorliegt. Dabei ist dein Kind körperlich durchaus in der Lage, die Toilette zu nutzen, entwickelt jedoch einen starken Widerstand dagegen.
Grenze zwischen normalem Verhalten und Chronifizierung
Kurzzeitig kann ein solches Verhalten sogar normal sein. Etwa in einer Phase, in der dein Kind spürt, dass etwas in seinem Körper anders wird und es deshalb zunächst wieder auf Altbewährtes – wie die Windel – zurückgreift. Wenn diese Phase aber über einen längeren Zeitraum, mehr als 1 Monat, andauert und dein Kind sich immer stärker weigert, deutet das auf eine Chronifizierung hin (*1). Dann wird das Thema Toilettengang zu einer anhaltenden Belastung für die ganze Familie.
Mögliche Ursachen für das Toilettenverweigerungssyndrom:
Die Reihenfolge der nachfolgenden Punkte ist zufällig gewählt, sie sagt nichts zur Häufigkeit der möglichen Ursachen aus.
Verstopfung (Obstipation)
In 50–60 % der Fälle ist Verstopfung der Hauptgrund (*2). Schmerzhafte Toilettenerfahrungen führen dazu, dass dein Kind aus Angst vor erneuten Schmerzen den Stuhl zurückhält. Dieses Verhalten führt dazu, dass der Stuhl länger als eigentlich vom Körper vorgesehen im Darm verbleibt, wo ihm stetig immer weiter Wasser entzogen wird, was den Stuhl noch härter macht – ein Teufelskreis beginnt.
Konditionierung auf die Windel
Manche Kinder haben sich so sehr daran gewöhnt, in die Windel zu machen, dass sie ohne das warme Stoffgefühl der enganliegenden Windel am Po nicht in die Entspannung kommen können.
Verfrühte Sauberkeitserziehung
Kinder lernen das selbstständige Trockenwerden in mehreren Schritten. Dabei ist es ganz egal, ob das Kind abgehalten wurde, mit Wegwerfwindeln oder mit Stoffwindeln gewickelt wurde. Irgendwann zwischen 12 und 24 Monaten steigt das Interesse für den Gang zur Toilette. Wird dem Kind die Windel jedoch zu früh „weggenommen“ – ohne, dass Interesse am Toilettengang vorhanden ist, führt dies dazu, dass die Kinder massiv verunsichert sind, nicht wissen was von ihnen erwartet wird und daraufhin beginnen Stuhl und/oder Urin einzuhalten. Die meisten Eltern lenken dann ein, wenn schon eine Verstopfung im Anmarsch ist und händigen erst dann die Windel wieder aus, der Teufelskreis beginnt.
Verspätete Sauberkeitserziehung
Wenn zu einem sehr späten Zeitpunkt mit der Sauberkeitserziehung begonnen wird, ab 42 Monate (*4), z.B. weil den Eltern gesagt wurde „dein Kind wird schon von alleine irgendwann die Windel abgeben“. Dann kann es sein, dass das Kind die Notwendigkeit für den Umstieg auf die Toilette nicht sieht, immerhin hat es ja jetzt jahrelang auch „gereicht“ in die Windel zu machen.
Toilettentraining mit Druck
Aus meiner Erfahrung heraus, möchte kein Elternteil Druck oder Zwnag auf das eigene Kind ausüben. Wenn jedoch Probleme rund um das Ausscheidungsverhalten vorhanden sind, ist die Frustration gross und es kommt mitunter zu ungewollt zwangvollen Situationen oder erhöhtem Druck in Bezug auf das Toilettentraining. Es gibt Eltern, die aus dieser Frustration heraus Unterstützung suchen und dabei auf eine Methode mit strengem Toilettentraining stossen. Auf der Suche nach einem roten Faden halten sie sich an diesem gefühlt letzten Strohhalm fest, um dann festzustellen, dass auch das nicht klappt oder es die Situation nur noch verschlimmert hat.
Toilettenphobie
Manche Kinder haben auch einfach Angst vor der Toilette selbst – etwa wegen lauter Spülgeräusche oder der vermeintlichen Tiefe des Klos oder weil das Wasser aus der Toilette zurück spritzen könnte. Und wenn wir ehrlich sind, so eine Toilette ist aus Kinderaugen gesehen, schon ein bisschen spooky. Vielleicht wohnen im Spülkasten ja Monster oder angsteinflössende Tiere schwimmen im Wasser oder tauchen auf einmal aus dem schwarzen Loch empor. Wer sich bei so viel Fantasie auf eine Toilette setzt, ist wohl todesmutig ;). Und wer diesen Mut nicht aufbringt, begnügt sich eben mit einer Windel.
Belastende Lebenssituationen
Ein Umzug, neue Betrauungssituationen, ein Geschwisterchen oder andere Veränderungen können dein Kind ebenfalls so stressen, dass es seine gewohnte Windel nicht aufgeben möchte. Die Windel bedeutet Sicherheit, Altbewährtes und Bekanntes und verhilft deinem Kind zur nötigen Entspannung.
Ekel
Ekel vor den eigenen Ausscheidungen kann sogar so weit gehen, dass die Kinder eine Angst davor entwickeln. Sie möchten schlichtweg nichts damit zu tun haben. Und versuchen alles um entweder nicht auszuscheiden, was wiederum zu einer Verstopfung führen kann, oder sie schämen sich, benötigen ganz viel Privatsphäre und möchten ihr Geschäft ganz versteckt erledigen. Es gibt Kinder, die sich dafür sogar in Schränke zurück ziehen. Dieses Verhalten rührt oft daher, dass den Kindern gesagt wird: puh du stinkst aber, oder dein Gagi stinkt aber, das ist ja eklig, so viel Gagi in der Windel, Pfui, jetzt muss Mama/Papa/werauchimmer dein Stinkegagi wegputzen. Die Wortwahl ist hier ganz entscheidend und macht mehr mit den Kindern, als wir uns das im ersten Moment vielleicht vorstellen.
Psychische Ursachen
Ich beziehe mich hier auf Kinder mit einer speziellen Superkraft. Sie fühlen, sehen, schmecken, riechen und erleben unsere Welt ganz anders als wir „Normalos“. Und genau das macht das auf die Toilette gehen für sie manchmal schwieriger als für andere Kinder. Das Toilettenverweigerungssyndrom tritt häufig bei Kindern auf, die klinisch gesehen in ein neurodivergentes Spektrum fallen oder eine ausgeprägte Feinfühligkeit oder sogar Hochsensibilität aufweisen.
Verstopfung – oft unterschätzt
Der häufigste Grund, wieso Kinder die Windel dem WC vorziehen, ist eine Verstopfung. Gerade wenn dein Kind bereits einmal schmerzhafte Erfahrungen gemacht hat, kann es das nächste Mal aus Angst zurückhalten. Dadurch wird, wie oben beschrieben der Stuhl immer härter und die Schmerzen nehmen zu. Übrigens: auch Kinder, die regelmässig Stuhl absetzen, können an Verstopfung leiden.
Warum sie nun die Windel dem WC vorziehen?
Die Windel erlaubt ihnen andere Körperpositionen beim Entleeren als ein WC/Töpfchen bei dem es ja hauptsächlich im Sitzen geht. Die Sitzposition im 90° Winkel ist für uns Menschen nicht optimal, hierbei klemmt der Musculus puborectalis den Darm ein wenig ab, es kommt zu einem Knick und der Transport der Stuhlmasse wird erschwert. Sitzen wir so auf der Toilette, dass die Knie höher als der Po sind, gibt dieser Muskel nach, der Darm wird gerader und es „flutscht“ besser.
Oftmals ist auch die Erinnerung an die Sitzposition als schmerzhaft oder unangenehm abgespeichert (in Kombination mit Verstopfung), weshalb die Kinder liebe andere Körperpositionen zum Ausscheiden wählen. Mit der Windel sind sie hier natürlich flexibler als auf der Toilette.
Du bist nicht allein – und es gibt Unterstützung
Erkennst du dich oder dein Kind wieder? Du bist nicht allein mit diesem Thema. Bei rund einem Viertel der Kinder, die im jüngeren Kindesalter die Windel der Toilette vorziehen, chronifiziert sich das Toilettenverweigerungssyndrom und bleibt meist über mehrere Jahre hinweg bestehen (*5).
Lass uns gemeinsam einen neuen Weg finden
Vielleicht fühlst du dich gerade hilflos, weil alle bisherigen Versuche gescheitert sind. Oder du merkst, wie die ständigen Konflikte rund ums Toilettenthema eure Familienharmonie belasten. Ich bin hier, um dich mit Fachwissen, Empathie und einem bewährten, studienbasierten und bindungsorientierten Ansatz zu begleiten. Gemeinsam entdecken wir die Hintergründe, lösen Ängste auf und entwickeln Schritt für Schritt eine entspannte Lösung – für dich, dein Kind und deine gesamte Familie.
Warte nicht länger – hol dir jetzt Unterstützung
Wenn du bereit bist, neue Perspektiven zu gewinnen und das Thema Toilettenverweigerung endlich in den Griff zu bekommen, dann melde dich bei mir. In einem unverbindlichen Erstgespräch schauen wir gemeinsam, wie ich dich und dein Kind am besten unterstützen kann. Du musst das nicht alleine durchstehen – buche jetzt dein Beratungsgespräch und geh den ersten Schritt in ein stressfreieres Familienleben.
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